Helmut Oehring ist hörendes und sprechendes Kind gehörloser Eltern. Erst mit vier Jahren kommt er mit der Welt der Hörenden in Kontakt – eine fremde und meist feindselige Welt. Er ist Ohr und Stimme seiner Eltern, Übersetzer zweier Welten.
Doch dann entdeckt er etwas, das ganz ihm gehören wird: die Musik. Helmut Oehring erzählt die Geschichte einer kaum zu glaubenden Selbstbefreiung. Er erzählt, wie er als gelernter Autobahnbauer beginnt, sich Notenschrift beizubringen und ein Streichquartett komponiert. Wie er aus einem Nachwende-Tief von selbstverursachter Obdachlosigkeit und Drogensucht herausfindet. Wie sein gehörloser Bruder mehrfache Republikflucht begeht, angeschossen wird, ins Gefängnis kommt und dann später im Westen von einem Auto überfahren wird. Oder wie die Schulleitung den jungen Oehring ins Heim schicken will, weil er von der Volkspolizei erwischt wurde, wie er aus verzweifelter Wut mit dem Luftgewehr vom Balkon auf Autos, Tiere und Menschen schießt. Die Schulleitung bestellt die Eltern ein. Der Junge muss übersetzen ...

Helmut Oehring ist vom völligen Autodidakten zu einem der originellsten gegenwärtigen Komponisten geworden. Aber auch der Sprache entlockt er mitreißende Klangbilder aus Wut, Lust und Zärtlichkeit; er verführt den Leser mit einer Poesie zwischen Bordsteinkante, Rock und Oper, mit den fragilen Bewegungsabläufen der Kampftechnik Mike Tysons und mit den irritierenden Schönheiten des lautlosen Sprechens.

Helmut Oehring
Sachbuch
btb 2011; btb TB 2012

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