Tala ist tot. Die Tochter einer Iranerin und eines griechischen Gastarbeiters soll sich in Berlin das Leben genommen haben. Ungläubig und überreizt streift unsere Erzählerin – eine junge Regisseurin – durch die Stadt. Mit Tala in der Hauptrolle hätte sie hier ihren ersten Film drehen sollen. Tala war ihre Muse, nach vielen Rückschlägen ihre vielleicht einzige Inspiration. Anfangs bändigt die Bewegung ihre Gedanken. Doch Schritt um Schritt verändert ihr Blick die Umgebung. Die Stadt blättert sich vor ihr auf und offenbart Talas Spuren. Während die Erzählerin ihnen folgt, dringt sie immer tiefer in eine verborgene Geschichte von Originalität und Aneignung vor. Und schließlich in ihre eigene, ihr fremd gewordene Vergangenheit. »Gab es wohl so etwas wie ein kollektives Gedächtnis, dem wir angehörten, waren Orte und Geschichte und Menschen untrennbar miteinander verstrickt, oder waren es nur wir selbst, die nach einer Auflösung, einer Erklärung suchten, während alles ganz naturgemäß ausschließlich Chaos war, ohne tieferliegende Struktur und Ordnung, ohne Sinn?«

Valerie Bäuerlein
Belletristik
Kjona 2023

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